Sonntag, 3. Februar 2008
Im Spiegel
* * *
Wie soll der Morgen denn
Zum Abend passen
Wenn du am Abend dich hast
Gehen lassen
Dass jetzt die Nacht noch
In den Augen brennt
Wie soll der Morgen dich
In Ruhe lassen
Wenn du die Ruhe nicht
Ertragen kannst
Wenn diese Nacht dich jemand
Hier erkennt
Es wird der Morgen nicht
Zum Abend passen
Wenn du am Morgen dich wirst
Sehen lassen
Wenn nach der Nacht der Mann
Im Spiegel dich nicht kennt
* * *
Der Text ist vom 20.11.1995 in Detmold. Das Foto vom Tag der Beerdigung meines Vaters im November 2007 in Siegburg. Die chinesische Mütze ist eigentlich nur eine Tischlampe im Hintergrund...
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4 Kommentare:
Im Spiegel
Margret Steefatt
„Du kannst nichts", sagten sie, „du machst nichts", „aus dir wird nichts". Nichts. Nichts. Nichts.
Was war das für ein NICHTS, von dem sie redeten und vor dem sie offensichtlich Angst hatten, fragte sich Achim, unter Decke und Kissen vergraben.
Mit lautem Knall schlug die Tür hinter ihnen zu.
Achim schob sich halb aus dem Bett. Fünf nach eins. Wieder mal zu spät. Er starrte gegen die Zimmerdecke. – Weiß. Nichts. Ein unbeschriebenes Blatt Papier, ein ungemaltes Bild, eine tonlose Melodie, ein ungesagtes Wort, ungelebtes Leben.
Eine halbe Körperdrehung nach rechts, ein Fingerdruck auf den Einschaltknopf seiner Anlage. Manchmal brachte Musik ihn hoch.
Er robbte zur Wand, zu dem großen Spiegel, der beim Fenster aufgestellt war, kniete sich davor und betrachtete sich: lang, knochig, grauen Augen im blassen Gesicht, hellbraune Haare, glanzlos. „Dead Keenedys" sangen: „Weil sie dich verplant haben, kannst du nichts anderes tun als aussteigen und nachdenken".
Achim wandte sich ab, erhob sich, ging zum Fenster und schaute hinaus. Straßen, Häuser, Läden, Autos, Passaten, immer dasselbe. Zurück zum Spiegel, näher heran, so nahe, daß er glaubte, das Glas zwischen sich und seinem Spiegelbild durchdringen zu können. Er legte seine Handflächen gegen sein Gesicht im Spiegel, ließ seine Finger sanft über Wangen, Augen, Stirn und Schläfen kreisen, Streichelte, fühlte nichts als Glätte und Kälte.
Ihm fiel ein, daß in dem Holzkasten, wo er seinen Kram aufbewahrte, noch Schminke herumliegen mußte. Er faßte unters Bett, wühlte in den Sachen im Kasten herum und zog die Pappschachtel heraus, in der sich einige zerdrückte Tuben fanden. Von der schwarzen Farbe war noch ein Rest vorhanden. Achim baute sich vor dem Spiegel auf und malte zwei dicke Striche auf das Glas, genau dahin, wo sich seine Augenbrauen im Spiegel zeigten. Weiß besaß er reichlich. Er drückte eine Tube aus, fing die weiche ölige Masse in seinem Händen auf, verteilte sie auf dem Spiegel über Kinn, Wangen und Nase und begann, sie langsam und sorgfältig zu verstreichen. Dabei durfte er sich nicht bewegen, sonst verschob sich seine Malerei. Schwarz und weiß sehen gut aus, dachte er, fehlt noch Blau. Achim grinste seinem Bild zu, holte sich das Blau aus dem Kasten und färbte noch die Spiegelstellen über Stirn und Augenbilder. Eine Weile verharrte er vor dem bunten Gesicht, dann rückte er ein Stück zur Seite, und wie ein Spuck tauchte sein farbloses Gesicht im Spiegel wieder auf, daneben eine aufgemalte Spiegelmaske.
Er trat einen Schritt zurück, holte mit dem Arm weit aus und ließ seine Faust in die Spiegelscheibe krachen. Glasteile fielen hinunter, Splitter verletzten ihn, seine Hand fing an zu bluten. Warm rann ihm das Blut über den Arm und tröpfelte zu Boden. Achim legte seinen Mund auf die Wunden und leckte das Blut ab. Dabei wurde sein Gesicht rotverschmiert.
Der Spiegel war kaputt. Achim suchte Zeug zusammen und kleidete sich an. Er wollte runtergehen und irgendwo seine Leute treffen.
http://www.kaukasische-post.de/KP31/allg5.htm
Es gibt auch Menschen, die schauen NICHT in den Spiegel sondern projezieren die eigenen unangenehmen Eigenschaften, Verhaltensweisen oder Gefühle auf andere.
Man schaut in den Handspiegel.
Hält man sich für hässlich, dreht man den Spiegel um und - voila-!
Schon gehört das unscheinbare Gesicht im Spiegel einem anderen.
an Anonym 2:
Genau! Aber nicht nur schlechte Eigenschaften, die man selbst hat, werden auf andere übertragen, sondern auch gute! Mir wurde z.B. 2 Mal mein Portemonnaie geklaut. Ein Mal aus der Handtasche, und das 2. Mal auf der Arbeit. Ich habe es einfach auf dem Tisch liegen lassen und habe nicht aufgepasst, weil ich eigentlich immer davon ausging, dass wenn ICH so was nie machen würde, dann sind andere Menschen genau so gut! :-) Wir sind aber unterschiedlich! Oft zum Glück, in diesem Fall aber leider! :-(
Das Denken von mir in dieser Situation war aber so ähnlich wie das Denken von Kindern im präoperationalen Stadium (Entwicklungstheorie von Piaget)!
http://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Piaget#Detaillierte_Entwicklungsstadien
Sorry, habe wahrscheinlich zu viel für die Klausur gelernt! :-)
Man sagt aber: "Durch Schaden wird man klug"
Man sagt doch auch: "Man lernt nie aus"!
Und noch sagt man: "Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling"! :-)
Ich habe gut und böse gekannt,
Sünde und Tugend, Recht und Unrecht;
ich habe gerichtet und bin gerichtet worden;
ich bin durch Geburt und Tod gegangen,
Freude und Leid, Himmel und Hölle;
und am Ende erkannte ich,
dass ich in allem bin
und alles in mir ist.
Zitat von Hazrat Inayat Khan
....es steckt alles, das Gute und das Böse, in jedem von uns...
Jeder Mensch entscheidet sich aber anders damit umzugehen....
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